Welche Dachbeläge gibt es?
Wer ein Haus besitzt, der weiß, dass es da und dort immer wieder Wartungsbedarf gibt. Viele Teile des Hauses haben eine begrenzte Haltbarkeit. Ist diese erreicht, dann erfüllen sie ihre Funktion nicht mehr optimal und es wird Zeit für eine Sanierung. Neben den Fenstern und Türen, oder der Fassade gehört auch das Dach zu den Teilen des Hauses, um die man sich immer wieder kümmern muss. Je nach Dachbelag hält ein Dach zwischen 40 und 100 Jahren. Spätestens dann muss der Dachbelag ausgetauscht und das Dach erneuert werden. Die Auswahl an Dachbelägen ist groß und jede Variante hat Vor- und Nachteile. Welcher Dachbelag also der beste ist, muss man individuell entscheiden. Abhängig ist die Entscheidung von verschiedenen Faktoren. Wie lange soll der neue Dachbelag halten? Welche Neigung hat das Dach? Wie schwer ist der Dachbelag. Berücksichtigt man alle Faktoren, dann bleibt eine Auswahl an Dachbelägen zur Wahl. Nicht zuletzt spielt bei der Entscheidung schließlich auch das Budget eine große Rolle.
Neigung und Gewicht
Die Entscheidung für einen Dachbelag darf niemals ohne Rücksicht auf die Faktoren Dachneigung und Gewicht des Dachbelags erfolgen. Die Dachneigung liegt bei modernen Häusern, ohne ausgebautem Dachboden bei etwas mehr als 20°. Ältere Häuser haben oft spitz aufragende Dächer mit einer Dachneigung von bis zu 50°. Die unterschiedlichen Dachbeläge sind nicht für alle Neigungen geeignet. Ist das Dach sehr flach, sind schwere Dachbeläge ungeeignet. Sie würden von oben auf die Dachkonstruktion drücken und einen massiven Unterbau erfordern. Dafür sind es bei Schindeln nur bedingt für stark geneigte Dächer geeignet. Ab etwa 50° sollten der Dachbelag zusätzlich gegen ein Verrutschen gesichert werden. Die Dachziegel und Schindeln werden bei stark geneigten Dächern genagelt.
Klassische Dachziegel aus Ton
Dachziegel sind eine wunderbare Erfindung. Es gibt sie seit 450 v. Chr. Die Ziegel werden aus gebranntem Ton hergestellt und normalerweise von unten beginnend in die Unterkonstruktion eingehängt. Dazu haben die einzelnen Dachziegel eine, oder mehrere Nasen auf der Unterseite. Mit diesen werden sie in den Dachlatten eingehängt. Die Dachlatten sind im richtigen Abstand zwischen den Balken festgenagelt. Pro Ziegelreihe wird eine Dachlatte benötigt. Hängt die unterste Schicht, wird die nächste Reihe verlegt. Die Ziegel werden überlappend, wie Schuppen verlegt und schließen damit wasserdicht ab. Dachziegel aus Ton gibt es in unterschiedlichen Farben und Formen. Je nach Variante werden sie vernagelt, oder nur eingehängt. Gepresste Falzziegel sind die häufigste Form der Dachziegel. Der Aufwand bei der Verlegung ist verhältnismäßig gering. Der geringe Arbeitsaufwand führt zusammen mit den günstigen Materialkosten dazu, dass ein Tondach ein ausgezeichnetes Preis-Leistungsverhältnis hat.
Biberschwanz, Mönch und Nonne
Neben den klassischen Dachziegeln, die so verlegt werden, dass sie den darunterliegenden Ziegel verdecken und vom darüberliegenden Ziegel verdeckt werden und die genauso mit den Nachbarn verbunden sind, gibt es noch zwei andere weit verbreitete Formen. Biberschwänze sind flache Dachziegel, die genauso eingehängt werden, wie klassische Dachziegel. Da die Ziegel flach aufliegen und nebeneinander liegen, entsteht zwischen den Ziegeln ein Spalt, durch den Wasser eintreten kann. Um diesen Spalt zu schließen, werden die Biberschwanz-Ziegel Reihe für Reihe seitlich versetzt verlegt. So liegt unter und auf jedem Spalt ein Ziegel. Eine besondere Verlegetechnik ist die Kronendeckung bei der in derselben Dachlatte zwei Reihen Ziegel versetzt eingehängt werden. Eine weitere Dachziegelform sind Mönch und Nonne. Halbrund geformte Dachziegel, die so verlegt werden, dass ein Ziegel mit der Wölbung nach unten und seine Nachbarn mit der Wölbung nach oben verlegt werden. Es entstehen Rinnen, die das Wasser nach unten ableiten. Die oben liegenden Dachziegel schließen die Lücke zwischen den offen verlegten.
Betonziegel
Sucht man eine kostengünstige Alternative zu klassischen Tondachziegeln, dann bieten sich Betonziegel an. Sie werden genauso verlegt, wie die klassischen Dachziegel und haben auch annähernd dieselbe Optik. Sie wirken etwas grobporiger, als Tonziegel, sehen ansonst aber genauso aus. Es gibt sie in allen Formen, in denen es auch Tonziegel gibt. Als kostengünstige und optisch gleiche Alternative sind die Betonziegel aber nicht für jedes Dach geeignet. Durch das höhere Gewicht muss auch die Dachunterkonstruktion entsprechend tragfähig sein. Nicht jedes Dach, das mit Ton eingedeckt war, kann man aufgrund des Gewichts mit Betonziegel decken, ohne Dachlatten zu tauschen und den Dachstuhl gegebenenfalls zu verstärken.
Metall
Auch Metall ist seit jeher als Dachbelag im Einsatz. Allerdings muss man dabei bedenken, dass Metalle korrodieren können und daher nur eine begrenzte Lebensdauer haben. Außerdem müssen Metalldächer gedämmt werden, weil sie sonst bei Regen vergleichsweise laut sind. Der große Vorteil von Metall als Dachbelag liegt in der Formbarkeit. Es kann auf flachen und auch sehr steilen Dächern eingesetzt werden. Aluminium ist wartungsarm und langlebig, wenn es korrekt verlegt wird. Es gibt Dachbeläge aus Aluminium in unterschiedlichen Farben und Formen, die eine individuelle Gestaltung ermöglichen. Bei Kupfer und Zink bildet sich im Laufe der Zeit eine Patina, die einen speziellen Look bietet. Die ursprünglich bräunliche Farbe des Kupfers verändert sich mit der Zeit zu einem satten hellgrün. Zink überzieht eine blaugraue Patina. Anbieter wie Rheinzink bieten Zink bereits vorbewittert. In einem speziellen Beizverfahren wird die Patina gleichmäßig gebildet und sorgt für ein gleichmäßiges Erscheinungsbild.
Schiefer, Holzschindeln und Stroh
Wer den besonderen Look sucht, kann sein Dach auch mit traditionellen Dachbelägen decken. Naturschindeln aus Schiefer passen gut zu einem rustikalen Gesamteindruck. Reetdächer, also Stroh, das in Bündeln auf dem Dach überlappend verlegt und festgebunden wird, passt in einigen Gegenden hervorragend ins Ortsbild. Holzschindeln, die wie Biberschwänze verlegt und vernagelt werden, decken seit Jahrhunderten Blockhäuser und Berghütten und runden die Optik ab. Derartig ausgefallene Dachbeläge sind kostspielig, überzeugen aber in erster Linie mit der einzigartigen Optik. Gleichzeitig kann man auch bei natürlichen Dachbelägen von einer jahrzehntelangen Haltbarkeit ausgehen.
Faserzementplatten
Die glatten, oder meist gewellten Platten werden einfach mit der Dachkonstruktion verschraubt. Sie sind extrem langlebig und gleichzeitig kostengünstig. Das Verlegen ist relativ einfach, da die Elemente sehr groß sind und lediglich überlappend aufgelegt und angeschraubt werden. Faserzement hat keinen besonders guten Ruf, da die Eternitplatten früher mit Asbestfasern armiert wurden. Moderne Faserzementplatten erhalten ihre Stabilität durch Kunststofffasern. Die Platten sind witterungsbeständig und feuerfest und können problemlos 50 Jahre auf dem Dach überstehen. Sie werden häufig bei Nebengebäuden eingesetzt und setzen in der Verlegung kaum Vorkenntnisse voraus.
Bitumen
Bitumen wird auch Erdpech genannt. Die schwarze, zähflüssige Masse kommt natürlich vor, oder wird aus Erdöl hergestellt. Es wird als Dichtmaterial eingesetzt und für das Dach in Bahnen verkauft. Je nach Typ werden diese Bahnen direkt auf das Dach gelegt und festgenagelt, oder mit einer Fackel erwärmt und im warmen Zustand überlappend verklebt. Die Oberseite der Bitumenbahnen ist mit Schiefer bestreut. Damit wird der Bitumen vor der UV Strahlung geschützt. Bitumen ist ein einfach zu verlegendes Material, das einige Jahrzehnte hält. Neben den Bahnen gibt es auch Bitumenziegel, die überlappend verlegt und vernagelt werden. Ziegelrote Bitumenbahnen, auf denen die Konturen von Dachziegel aufgedruckt sind, sind ein kostengünstiger Dachbelag, der optisch auf den ersten Blick nicht besonders auffällt. Allerdings muss Bitumen regelmäßig gepflegt werden.
Solardach
Eine ganz neue Entwicklung stellen Solarzellen dar, die direkt als Dachbelag verwendet werden. Statt das Dach zuerst zu decken und dann auf einer aufwändigen Konstruktion die Solarpaneele darüber zu legen, werden die Solarzellen direkt auf die Unterkonstruktion montiert. Der Vorteil liegt auf der Hand. Es entstehen keine doppelten Kosten und die Unterseite der Solarzellen ist von innen gut zugänglich. Das Gewicht der Ziegel entfällt und die Belastung der Dachkonstruktion wird damit reduziert. Insgesamt fallen die Kosten für die Dachziegel und ihre Montage weg. Dafür erhöht sich der Aufwand für die Montage der Solarzellen. Optisch sind die integrierten Solarpaneele wesentlich unauffälliger, als die Module, die auf das Dach gesetzt werden.
Entscheidung fürs Leben
In den allermeisten Fällen ist ein neues Dach eine Entscheidung fürs Leben. Verlegt man das Dach in seinen 30ern, oder noch später, dann kann man davon ausgehen, dass das Dach uns überleben wird. Zwischen 50 und 100 Jahren kann man rechnen, wenn man in ein neues Ton-, oder Betondach investiert. Auch andere Dachbeläge können über Jahrzehnte ansehnlich bleiben und ihren Zweck erfüllen. Viele von Ihnen, wie etwa Bitumen, oder Metall sind allerdings wartungsintensiv. Eine regelmäßige Begutachtung und gegebenenfalls Reparatur verlängert die Lebensdauer. Die Kosten für den Dachbelag variieren von 20 bis zu mehr als 100 Euro pro Quadratmeter. Dazu kommt noch der Abbau und die Entsorgung des alten Dachs und natürlich Arbeitszeit und Arbeitsmittel. Insgesamt kommt man so auf Kosten von 80 bis zu 160 Euro pro Quadratmeter Dach.
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