Wohnung ausmalen bei einem Auszug
Es gibt verschiedene Gründe dafür, in eine neue Wohnung zu ziehen. In den meisten Fällen haben sich die Lebensumstände geändert. Ein neuer Job, eine neue Beziehung, oder ein Kind sind oft ein Grund in einen anderen Stadtteil, eine größere, oder eine kleinere Wohnung umzuziehen. Welchen Grund auch immer man für den Umzug hat, vor dem Umzugstermin gibt es viel zu tun. Aber auch danach kann man die neue Wohnung noch nicht genießen. Eines der ToDo´s die anstehen, ist die Renovierung der alten Wohnung. In vielen Fällen ist Ausmalen notwendig. Darüber hinaus ist es meist nicht erforderlich, die Wohnung zu renovieren.
Rechte und Pflichten
Ein Großteil der Rechte und Pflichten von Mieter und Vermieter sind im Mietrecht geregelt. Außerdem gibt es immer einen Mietvertrag. Allerdings ist nicht alles gültig, was der Vermieter in den Vertrag schreibt und was der Mieter beim Einzug mit seiner Unterschrift akzeptiert. So ist es auf jeden Fall nicht notwendig die Wohnung zu renovieren. Normale Abnützungen sind grundsätzlich in Ordnung. Hat man einen Schaden angerichtet, oder an der Bausubstanz etwas verändert, dann sieht es allerdings anders aus. Schäden müssen ausgebessert und der Ursprungszustand muss wieder hergestellt werden. Davon sind im Regelfall auch Einbauen von Möbeln betroffen. Die Einbauküche muss also, zumindest lt. Mietvertrag, wieder ausgebaut werden, wenn man auszieht. In der Praxis wird man versuchen einen Nachmieter zu finden, der die Wohnung mit dem Inventar und den Umbauten übernimmt, die man gemacht hat. Auch die Wandfarbe kann man in diesem Fall vernachlässigen. Gibt man die Wohnung an den Vermieter zurück, muss in einigen Fällen ausgemalt werden.
Neutrale Farben
Tatsächlich kann der Vermieter, solange der Mietvertrag läuft, keine Vorschriften zur Einrichtung der Wohnung machen. Eine Vertäfelung mit Fichtenholz, Fliesen, Laminat und Tapeten in allen Farben und Dekors sind genauso erlaubt, wie Signalfarben an den Wänden und Wandtatoos. Sobald man den Mietvertrag kündigt und die Wohnung zurückgibt, gibt es allerdings eine klare Richtlinie, die man einhalten muss. Die Wände müssen in neutralen Farben gestaltet sein. Das lässt viel Interpretationsspielraum zu, aber die Vorgabe lautet, dass die Wände zu jedem möglichen Einrichtungsstil passen sollen. Von der Bauernstube bis zum, nach Feng-Shui Richtlinien eingerichteten Wohnzimmer muss also alles zu der Wandfarbe passen. Da auch Pastelltöne ein Problem sein können ist der einfachste und sicherste Weg, zum neutralen Weiß zu greifen. Um Diskussionen und unerwartete Kosten zu vermeiden sollte also, nachdem das Umzusgsunternehmen alles erledigt hat, weiß ausgemalt werden.
Weiße Wände
Weiße Wände genügen der Forderung des Mietrechts auf jeden Fall. Sie sind mit allen Stilen zu kombinieren und auf jeden Fall neutral. Allerdings sind weiße Wände nicht einfach zu erreichen, wenn die bisherige Wandfarbe anders war. Der Grund ist auf der einen Seite das Prinzip der Dispersionsfarbe. Die Wandfarbe basiert auf Wasser als Lösungsmittel. Mit dem Anstrich zieht das Wasser in die Wand ein und hinterlässt die gelösten Stoffe als Deckschicht an der Wand. Beim Ausmalen wird damit allerdings nicht nur die neue Farbe auf die Wand aufgetragen, sondern auch die alte Farbe teilweise wieder aufgelöst. Geht man mit er Walze mehrfach über die Stelle, dann vermischt man die alte und neue Farbe. Man verdünnt die bisherige Wandfarbe also mit dem neuen Anstrich und erhält kein rein weißes Ergebnis, sondern die alte Farbe schimmert ein wenig durch. Das ist allerdings das kleinere Problem, das man spätestens beim zweiten Anstrich in den Griff bekommen kann, wenn man nicht am falschen Ort gespart hat.
Qualität der Farbe
Wandfarbe gibt es nämlich in verschiedenen Qualitäten. Da es um das Ausmalen der Wohnung, aus der man auszieht, geht, ist man versucht hier zur billigsten Variante zu greifen. Das ist, wenn es um das Aufhellen einer vergrauten, ursprünglich weißen Wand geht, auf jeden Fall in Ordnung. Will man kräftige Farben überdecken, dann ist eine größere Investition aber zu empfehlen. Speziell bei der weißen Farbe gibt es massive Qualitätsunterschiede. Die Hersteller können hier kräftig sparen, wenn sie die Menge der weißen Farbstoffe, das Titanoxid, reduzieren. Diese Stoffe sind der teuerste Inhaltsstoff der Wandfarbe und damit der Anteil, der eine billige von einer guten Farbe unterscheidet.
DIN EN 13300
Die Norm mit dem Titel „Beschichtungsstoffe – Wasserhaltige Beschichtungsstoffe und Beschichtungssysteme für Wände und Decken im Innenbereich.“ regelt die Qualität von Wandfarben. Dazu gibt es vier Werte, die in verschiedene Klassen eingeteilt werden. Zwei davon sind allerdings kaum relevant. Einerseits ist das die Korngröße. Innendispersionsfarben müssen nach der DIN EN 13300 eine Körnung von bis zu 100µm aufweisen. Sind die Körner größer, darf die Farbe nicht als Innendispersionsfarbe verkauft werden. Andererseits ist der Glanz für die Deckkraft und das Ergebnis des Ausmalens nicht relevant, wird aber auch in der DIN EN 13300 geregelt. Die beiden wichtigsten Qualitätsmerkmale einer Farbe sind die Nassabriebbeständigkeit und das Deckvermögen.
Nassabriebbeständigkeit
Die alten Bezeichnungen „scheuerbeständig“ und „waschbeständig“ sind aussagekräftiger. Die Norm regelt, wieviel Farbe bei einer definierten Anzahl an Wischbewegungen, sogenannten „Hüben“ abgenommen wird. Abwaschbare Farbe entspricht der Klasse 1. Bei 200 Hüben werden lediglich 5µm abgerieben. Verwendet man Klasse 5, die billigste Ausführung, dann werden nach 40 Hüben bereits mehr als 70µm abgerieben. Bei der neuen Farbe spielt dieser Wert keine Rolle, entspricht die alte Wandfarbe aber einer sehr billigen Nassabriebbeständigkeitsklasse, dann löst sich beim Übermalen sehr viel alte Farbe und der Mischeffekt, wie oben beschrieben tritt ein.
Deckvermögen
Das Deckvermögen, oder die Deckkraft spielt bei der neuen Farbe eine entscheidende Rolle. Wie oben beschrieben ist der Anzeil an Titanoxid, also der weißen Farbpigmente für den Preis der Farbe verantwortlich. Klasse 1 entspricht einem Kontrast von 99,5. Klasse 4 liegt unter 95. Die Angabe findet sich aber meist nicht als Klasse auf dem Farbeimer, sondern steckt hinter der Angabe für die Ergiebigkeit. Werden mehr als 7m² pro Liter angegeben, dann handelt es sich um Klasse 1 und damit die höchste Deckkraft. Dieser Wert ist absolut relevant, wenn es um das Überstreichen einer farbigen Wand geht.
Anstrich Testen
Die Deckkraft einer Wandfarbe erkennt man erst, nachdem sie getrocknet ist. Im nassen zustand ist sie noch ein wenig durchscheinend und die darunter liegende Farbschicht schimmert durch. Erst wenn sie vollständig getrocknet ist, erkennt man, ob sie deckt, oder nicht. Hat man Zweifel, ob das Überstreichen funktioniert ist ein kleiner Testbereich empfehlenswert. Eine kleine Wandfläche, die man weiß überstreicht und trocknen lässt. Da man ohnehin die ganze Wohnung streicht, ist das kein großer Zusatzaufwand, gibt aber Aufschluss darüber, ob ein Überstreichen sinnvoll ist. Betrachtet man die übermalte Stelle bei Tageslicht und ist mit dem Ergebnis zufrieden, dann kann man die ganze Wand übermalen. Schimmert die alte Farbe noch deutlich durch, dann gibt es mehrere Ansätze. Einerseits kann man in qualitativ hochwertigere Farbe, also Farbe mit einer höheren Deckkraft investierten. Andererseits kann auch eine Grundierung Wunder wirken.
Isolierfarbe
Die Lösung für alle Stellen, an denen der Untergrund immer wieder durchschimmert, wenn man sie mit weißer Innendispersionsfarbe überstreicht, ist Isolierfarbe. Eine Grundierung, die zwar sehr teuer ist, aber viel unnötigen Aufwand spart. Dunkle und kräftige Farben können damit genauso überstrichen werden, wie Fettflecken, oder Malereien der Kinder. Auch diese Kunstwerke schimmern immer wieder durch und können in den Wahnsinn treiben. Isolierfarbe ist eine Grundierung und wird als erste Schicht aufgetragen. Danach wird ganz normal mit weißer Dispersionsfarbe übermalt. Geht es nur um kleine Stellen, dann kann auch mit einer Sprühdose gearbeitet werden. Eine Investition, die sich auf jeden Fall lohnt.
Airless
Eine Alternative zur Fellrolle ist Airless. Ein Verfahren bei dem die Farbe mit Hochdruck durch eine Düse gepresst wird. Der Vorteil des Systems ist, dass man mit wenig Aufwand sehr schnell alleine arbeiten kann. Der Nachteil ist, dass nicht nur die Wand, sondern alles im Umfeld von einem feinene Farbnebel umgeben wird. Ein großflächiges Abkleben ist also Pflicht, wenn mit einer Airless-Pistole gearbeitet wird. In einer komplett leeren Wohnung kann sich der Aufwand allerdings lohnen. Das Ausmalen geht schnell von der Hand und bringt ein gleichmäßiges und ordentliches Ergebnis. Wer eine große Wohnung mit hohen Wänden ausmalen möchte und den Aufwand für das Abkleben nicht scheut, der kann sich die Alternative Airless ansehen.
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